reflections

Reflections sind im mehrdeutigen Sinne Widerspiegelungen der Welt. Physikalisch bezeichnen diese das Phänomen, dass reflektorisch wirksame Oberflächen etwa Wärme, Schall oder – was in der Fotografie konstituierend ist – Licht zurückwerfen.
Andererseits wird der Terminus verwendet, um eine gedankliche Auseinandersetzung mit einem Thema zu bezeichnen. Der Mensch, der die Welt wahrnimmt, fasst diese in sprachliche Begriffe, stellt Zusammenhänge und Kausalitäten her, setzt sich zu diesen in Beziehung, reflektiert diese sensorisch und gedanklich und gelangt zu einem, manchmal auch kritischen, Bewusstsein.
Schließlich wohnt dem Reflektieren auch eine Art Symbolisierung inne. Ein Beispiel ist der stillgelegte Eisbrecher Jantzen im Rostocker Stadthafen, den Franz Riegel immer wieder aufsucht. Das Objekt spiegelt den ökologischen und sozialen Wandel durch die Erderhitzung in besonderem Maße wider. Zum einen steht er für die Verbrennung fossiler Stoffe und hohen CO2-Ausstoß. Als obsolet gewordene Technik steht er für deren Folge, die Erderwärmung, durch die es keine vereiste Wasserstraßen mehr gibt. Das Wasser im Stadthafen, dem Liegeplatz des Technikdenkmals, spiegelt sich in seinem Schiffsrumpf, der Eisbrecher spiegelt sich im Hafenwasser. Die hier entstandenen Fotografien sind ab­strakt, der Eisbrecher ist nicht erkennbar. Aber er reflektiert den Zustand der Welt.
In diesem Koordinatensystem von Bedeutungen lassen sich alle in diesem Band unter dem Titel ­reflections versammelten fotografischen Arbeiten verorten. Franz Riegels fotografisches Interesse an Licht reflektierenden Medien spiegelt seine zunehmend kritischen Reflexionen über die gesellschaftlichen und ökologischen Wechselwirkungen und Folgen des kapitalistischen Wirtschaftens wider.

Die in dem Band reflections von Arend & Riegel zusammen gestellten Arbeiten entstammen aus drei fotografischen Projekten, in denen sich die Autoren jeweils mit einem dieser Licht einfangenden Medien auseinander gesetzt haben.